Begabtenförderung: Exkursion zum Mittagberg

Im mittlerweile sechsten Jahr nimmt der Schulverbund Oberes Filstal an dem vom Land Baden-Württemberg ausgerichteten Programm der Begabtenförderung teil. Ziel des Programms ist es, die besonderen Fähigkeiten und Fertigkeiten engagierter Schüler zu stärken.

Der Kurs „Tourismus im Wandel – ökonomische & geographische Faktoren“ soll den Schülern nahebringen, inwieweit der Tourismus aufgrund zahlreicher äußerer Faktoren heute mehr denn je dem Wandel unterliegt. Aus dem Blickwinkel des Klimawandels untersuchten die 16 teilnehmenden Schüler die Erschließung und die historische Entwicklung des Erlebnisbergs „Mittag“ im Allgäu – ein Paradebeispiel für die Herausforderungen im Tourismussektor allgemein und in den Alpen im Speziellen. Noch vor etwa 15 Jahren war der Mittagberg ein beliebtes Skigebiet, bevor aufgrund des Schneemangels nach und nach immer mehr Lifte und Pisten zurückgebaut wurden.

Am Montag, den 07. April machten sich die Kursteilnehmer schließlich auf den Weg nach Immenstadt im Allgäu. Bereits um 06.45 Uhr fuhren die Schüler bei Temperaturen um 0°C mit zwei Kleinbussen gen Süden. Nach einer kurzweiligen Fahrt und einem informativen Zwischenstopp zur Geschichte der Mittagbahn wurde die Gruppe um 09.00 Uhr vom Betriebsleiter und Eigentümer der Mittagbahn, Georg Waller jun., empfangen. An der Mittelstation durften wir Einblick nehmen in die über die Jahrzehnte hinweg gewachsenen Strukturen des Bahnbetriebs. Dazu gehören neben den Betriebsgebäuden und der Gastronomie auch Neuerungen wie der im Bau befindliche Kletterpark. Im Gespräch erfuhren die Teilnehmer, wie die Mittagbahn nach dem zweiten Weltkrieg Gestalt annahm, welche Herausforderungen es zu meistern gab und welchen unvorstellbaren Arbeitsaufwand es heute bedarf, die Bahn und die vielen anderen Einrichtungen am Berg instand zu halten. Interessant war die Tatsache, dass die Mittagbahn nicht vom Wintertourismus abhängig ist, sondern sich durch die Abkehr von den Skiliften in den frühen 2000er Jahren zum Ganzjahresberg mit einer Rodelbahn im Winter und zahlreichen Wander- und Erlebnisangeboten im Sommer entwickelt hat.

Nach der Bahnfahrt auf den Gipfel konnten wir zuerst das Alleinstellungsmerkmal der Mittagbahn genießen: Den unglaublichen Rundum- und Weitblick über das Gebiet der Voralpen bis hin zu den Hochalpen. Der klare, ungetrübte Blick, die schneebedeckten Gipfel und das sonnige Wetter bei knapp zweistelligen Temperaturen waren atemberaubend und belohnten die Teilnehmer für das frühe Aufstehen und die weite Anreise. Mutige Schüler durften unter Begleitung des Betriebsleiters das gesicherte Gelände verlassen und vom Sicherungsnetz der Bergbahn aus einen Blick in die Tiefe wagen und das Panorama aus einer einmaligen Perspektive genießen. Nebenbei durften wir mehr über den persönlichen Werdegang von Georg Waller jun. erfahren, der sich im Alter von 16 Jahren zur Ausbildung als Seilbahntechniker bei der Zugspitzbahn entschied – vor dem Hintergrund, den großväterlichen Betrieb zu übernehmen. Wir erfuhren von den Herausforderungen, einen gewachsenen Familienbetrieb zu übernehmen, zu führen und zukunftsfähig zu machen. Bei einer gemeinsamen Wanderung zur Mittelstation ergaben sich weitere Gespräche, unter anderem über die Veränderungen und Herausforderungen im Leben des jungen 25-jährigen Betriebsleiters, der mittlerweile alleiniger Eigentümer der Mittagbahn und Teilen des Erlebnisberges ist.

Gegen 12.30 Uhr stand die verdiente Pause in der Gastronomie der Mittelstation auf dem Plan. Neben Allgäuer Spezialitäten standen auch klassisch Schnitzel mit Pommes auf dem Speiseplan der Teilnehmer. Im angrenzenden Spielbereich vertrieben sich die Schüler den restlichen Teil der Mittagspause, bevor die Wanderung über Stock und Stein ins Tal angetreten wurde. Gegen 15 Uhr wurde die Weiterreise ins nahegelegene Sonthofen angetreten, wo wir nach einer intensiven Aufarbeitung der Eindrücke das Erlebnisbad Wonnemar besuchten und das Alpenpanorama im Außenbecken genießen konnten.

Gegen 22 Uhr ging mit der Ankunft in Mühlhausen eine anstrengende, aber erlebnisreiche und erkenntnisbringende Exkursion zu Ende. Wir danken Georg Waller jun. von der Mittagbahn ganz herzlich für die erstaunlichen Einblicke in seinen Bahnbetrieb, die uns ansonsten verborgen geblieben wären. Besonders schätzen wir die offenen und ehrlichen Worte und die gemeinsame Zeit am Berg, die wir nicht nur wegen des schönen Wetters in sehr positiver Erinnerung behalten werden.

F. Herre